Erkelenz/Keyenberg
Die Bagger des Kohlekonzerns RWE haben sich in den letzten Wochen bis auf 355 Meter an das gerettete Dorf Keyenberg am Tagebau Garzweiler II heran gegraben. Im sogenannten “RWE-Deal” hatten Bundeswirtschaftsminister Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur mit dem Konzern vertraglich vereinbart, 400 Meter Abstand zu Keyenberg und allen weiteren geretteten Orten einzuhalten.
RWE plant offenbar, sogar bis auf 258m an das Dorf heranzukommen, denn so nah vor dem Dorf hat der Konzern die Tagebaugrenze mit einem Wall markiert. Bewohner*innen aus Keyenberg werfen RWE Rechtsbruch vor und fürchten um die Standsicherheit ihres Dorfes.
“RWE muss sofort aufhören, weiter den Raum zwischen Holzweiler und Keyenberg auszuhöhlen und maximal an die Dörfer heranzugraben. Die Grube darf hier auch nicht tiefer werden,” so Carmen Petrovan. Sie wohnt am südöstlichen Rand Keyenbergs in der Straße ‘Auf den Steinen’ und ist unmittelbar betroffen. „Die Abbruchkante sollte schnellstmöglich mit Bäumen, wie etwa den schnell wachsenden ‚Paulownien‘ und anderem Grün gesichert werden.“
Vor zwei Jahren war in der Nacht zum 16. Juli 2021 in Erftstadt der Boden weggerutscht, nachdem Starkregen die Grube geflutet hatte. Mehrere Gebäude wurden mitgerissen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen RWE wegen Verstoßes gegen das Bundesberggesetz.
“Hier im rheinischen Kohlerevier läuft auch unter Ministerpräsident Wüst noch alles wie in den 50er Jahren. RWE scheint über Recht und Gesetz zu stehen. Da muss sich wirklich niemand wundern, wenn die Bevölkerung das Vertrauen in die Politik verliert und auf die Barrikaden geht.” meint Alexandra Brüne, Pressesprecherin von “Alle Dörfer Bleiben”.
Weitere Regelungen für die Tagebaue will die Landesregierung in einer neuen Leitentscheidung zur Braunkohle festlegen. Ursprünglich hatte die Landesregierung angekündigt, die Leitentscheidung noch vor den Sommerferien zu verabschieden. Aufgrund interner Unstimmigkeiten wurde der Zeitpunkt jedoch mehrfach nach hinten verschoben. Derzeit wird mit einer Veröffentlichung Ende September gerechnet. Anwohnende weisen darauf hin, dass RWE in der Zwischenzeit ständig neue Fakten schafft, sodass der Landesregierung nicht mehr viel zu regeln bleibt. Zuletzt hatte der Kohlekonzern trotz Protesten drei Windräder und eine Landstraße für den Tagebau abgerissen.
Quelle:
Alle Dörfer bleiben