Ein Gesamtkunstwerk von Autor Willi Achten und Geigerin Johanna Schmidt im Naturparktor Wassenberg
Als ob die untergehende Frühjahrssonne, die ihr warmes rotgoldenes Licht auf die Bühne der beiden Aachener Künstler vergoss, noch das Ihre zu einem gelingenden Auftakt und zur Gesamtaussage des Textkonzertes hinzutun wollte, derart magisch gestaltete sich die Atmosphäre im Naturparktor von Beginn an. Der niederrheinische Autor Willi Achten mit seiner sanften Stimme und Geigerin Johanna Schmidt, Mitglied der Klezmergruppe „Dance of Joy“ und der beiden Duos „Tarantelle“ und „Miss Pepperblue“ erfüllten denn auch alle Erwartungen des zahlreich erschienenen Publikums an einen unvergesslichen literarisch-musikalischen Abend, für den der Bibliotheksverein „Bücherkiste“ e.V. Wassenberg schon im Vorfeld gesorgt hatte. „Ein berührender, wahrhaftiger Roman über Nähe und Ohnmacht, über das „Viel zu früh“ und über die Schönheit all dessen was war,“ so heißt es auf dem Einladungsflyer“. Bücherkisten-Mitglied Irmgard Stieding ergänzte bei ihrer Schluss-Laudatio in Anlehnung an das berühmte Zitat des deutschen Dramatikers und Erzählers Heinrich von Kleist ‚Vom allmählichen Verfertigen der Gedanken beim Reden‘ : „Achtens Roman ermöglicht ein allmähliches Verstehen dessen, was es heißt, zu leben und zu sterben.“ So raumgreifend wie die Bagger zwischen Aachen, Köln und Erkelenz, ebenso raumgreifend entwickelt sich im Roman eine heimtückische Krankheit im Gehirn des eigentlich viel reiferen Bruders Vincenz, den der Ich-Erzähler Simon zum Schluss in den Tod hinein begleiten muss.
Achten überließ es gekonnt dem Zuhörer, das Wechselspiel zwischen äußeren und inneren Umständen zu deuten, zwischen dem Leben in einem Dorf am Tagebaurand und dem sich allmählich entwickelnden tödlichen Gehirntumor. Die gemeinsame Jugendliebe der beiden, Martha, Tochter eines als unsympathisch beschriebenen Bestatters, wird so zum Dreh- und Angelpunkt dieses Wechselspiels. Bei einer heimlichen Party lässt sie Vinzenz, den ohne es zu wissen bereits Todgeweihten, in einem Sarg probeliegen, während ein Ghettoblaster „Can’t stop loving you“ spielt. Es drängt sich dabei das bekannte Motiv „Der Tod und das Mädchen“ aus dem 16. Jahrhundert geradezu auf: Tod und Leben ganz nah beieinander. Und so heißt es dann von Achten zum Schluss: „Die Hoffnung sitzt immer am Bettrand“ eines Todkranken, und wenn es die Hoffnung darauf ist, das Leben in seiner Fülle und in seinen Abgründen zu begreifen.
Quelle:
Irmgard Stieding