Als in den Slums von Sibiu (Hermannstadt in Rumänien) vor einigen Jahren die Hütten seiner Patenkinder in Flammen aufgingen, fasste Hauptbrandmeister Michael Dohmen einen Entschluss: Die Menschen in den Roma-Gemeinschaften brauchen dringend Hilfe. Diese Gemeinschaften sind oft extrem arm, es gibt weder fließendes Wasser noch eine funktionierende Infrastruktur. Die Feuerwehr erreicht diese Orte nicht, die Häuser bestehen aus Pappe und Planen, und improvisierte Holzöfen dienen als einzige Wärmequelle. „Wenn es in diesen Hütten brennt, sind besonders ältere oder behinderte Menschen sowie Säuglinge in großer Gefahr, da sie nicht rechtzeitig flüchten können“, schildert Dohmen, der selbst kürzlich Vater wurde.
Dieses Jahr begleitete erstmals der 16-jährige Linus Kerkhoff, Jugendfeuerwehrmann in Modulausbildung bei der Jugendfeuerwehr Monschau/Konzen, seinen Mentor auf einer humanitären Mission nach Sibiu. Die Hilfe wurde durch die Kinderhilfe Siebenbürgen organisiert, eine Organisation, die seit vielen Jahren für die Entwicklungshilfe und Unterstützung der Roma in der Region tätig ist. Die Kinderhilfe Siebenbürgen setzt sich unter anderem für Bildung, medizinische Versorgung und die Verbesserung der Lebensbedingungen in den vernachlässigten Siedlungen ein.
Neben der Brandschutzunterweisung und der Verteilung von Feuerlöschern hat die Organisation bereits zahlreiche Projekte initiiert, darunter der Bau von Kinderhäusern und die Versorgung von Bedürftigen mit Lebensmitteln und Kleidung. Sibiu liegt etwa 1800 Kilometer entfernt, und die Reise führte das Team mit über 100 Feuerlöschern und humanitären Hilfsgütern direkt in die betroffenen Siedlungen. Die Planung und Logistik für eine solche Mission waren enorm:„Es war nicht einfach, die Feuerlöscher sicher über die lange Strecke zu transportieren, aber es war wichtig, dass sie hierherkommen“, sagte Michael Dohmen.
In der ersten Roma-Siedlung erhielt Linus Kerkhoff zuerst eine Einführung in den Ablauf der Brandschutzunterweisung und Verteilung der Feuerlöscher. In drei weiteren Siedlungen führte er die Unterweisungen dann selbstständig durch, sprach dabei in Deutsch und Englisch und wurde von einem Mitarbeiter der Kinderhilfe Siebenbürgen gedolmetscht. „Wir leben in Deutschland sehr materialistisch, und es ist kaum vorstellbar, dass sich ein Kind bei uns über einen mitgebrachten Lutscher freuen würde“, schildert Linus seine Eindrücke nach einem ersten Besuch in einem der Slums von Sibiu. Diese Worte spiegeln die tiefen Unterschiede in den Lebensbedingungen wider, die der junge Feuerwehrmann während seines Einsatzes hautnah erlebte.
Ein besonders prägendes Erlebnis hatte Linus, als er auf ein Mädchen mit einer Fußverletzung stieß. Ihre blinde Mutter hatte die Wunde notdürftig mit einer schmutzigen Socke verbunden. Ohne zu zögern, übernahm Linus die Reinigung und fachgerechte Versorgung der Wunde. Diese Begegnung verdeutlichte ihm noch stärker, wie groß die Not in den Slums von Sibiu wirklich ist. Auch die Reaktionen in den Roma-Gemeinschaften waren durchweg positiv. „Die Menschen hier haben oft nicht viel, aber sie sind unglaublich dankbar für jede Hilfe, die sie bekommen können“, berichtete Linus. Ein Bewohner erzählte ihm, wie er in ständiger Angst vor einem Brand lebt, da er wüsste, dass die Feuerwehr es nicht rechtzeitig zu seiner Siedlung schaffen würde, oder die notwendige Hilfe nicht leistet. Die Verteilung der Feuerlöscher und die Schulung der Menschen vor Ort, Hilfe zur Selbsthilfe, gibt ihnen nun die dringend benötigte Sicherheit.
Nachdem die Feuerlöscher in mehreren Siedlungen verteilt und dutzende Menschen im Gebrauch der Geräte unterwiesen worden waren, war die Arbeit des 16-Jährigen jedoch noch nicht beendet. Er assistierte bei der Ersten-Hilfe-Ausbildung für Heimkinder und unterstützte einen offiziellen Ersthelferkurs für die Betreuer. „Es war wichtig, dass wir nicht nur vorbeugende Maßnahmen gegen Brände ergriffen haben, sondern den Menschen auch beibrachten, wie sie im Notfall richtig reagieren können“, sagte Linus.
Diese Mission hat einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, in den Roma-Gemeinschaften nicht nur auf akute Gefahren wie Brände zu reagieren, sondern auch die grundsätzliche Versorgung und
Bildung der Menschen zu verbessern. Linus Kerkhoff hat durch seinen Einsatz verdeutlicht, dass selbst junge Menschen einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den am meisten benachteiligten Gemeinschaften leisten können.
Wer mehr über die Arbeit der Kinderhilfe Siebenbürgen erfahren oder sich selbst engagieren möchte, findet weitere Informationen und Möglichkeiten zur Unterstützung auf ihrer Website
Kinderhilfe für Siebenbürgen e.V.: Über Uns (roma-kinderhilfe.de)
(C) Bericht und Foto: Ron Weimann