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Heinsberg

Am 31. Oktober 2023 wurde die offizielle Eröffnung der AWO Pflegeschule in Heinsberg begangen. Das Besondere an diesem Ereignis war die ungewöhnliche Wahl des Standorts für die Bildungseinrichtung. Statt eines herkömmlichen Neubaus wurde das ehemalige Hallenbad an der Carl-Diem-Straße in eine Pflegeschule umgewandelt – ein ideales Beispiel für die sinnvolle Nutzung bereits vorhandener Gebäude, die zugleich ressourcenschonend, kosteneffizient und nachhaltig sein kann.

Andreas Wagner, der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Heinsberg, empfing die eingeladenen Gäste und hob in seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit der neu errichteten Pflegeschule für die Region hervor. Er brachte seine Anerkennung und Dankbarkeit für alle Personen zum Ausdruck, die durch ihren Einsatz und ihre Hilfe maßgeblich zur Realisierung dieses außergewöhnlichen Projekts beigetragen haben.

Im Anschluss betrat Karl-Josef Laumann – Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen – das Rednerpult und richtete seine Aufmerksamkeit zuerst auf den Standort der neuen Schule. „Wenn man eine so lange Zeit wie ich Minister ist, dann erlebt man ja vieles. Aber dass man aus einem Hallenbad eine Pflegeschule macht, das erlebe ich zum ersten Mal“, so Laumann. „Schulen müssen hell und freundlich sein, so wie hier. Sie dürfen nicht den alten Charme der 50er Jahre haben und in der letzten Ecke der Stadt stehen, das ist für mich keine Wertschätzung.“

Die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern und Seniorenheimen Nordrhein-Westfalens steht vor einer besorgniserregenden Situation, da ein Defizit von etwa 9.000 Pflegefachkräften sowohl die Einrichtungen und die Qualität der medizinischen Betreuung in Gefahr bringt.
Um diesem Problem zu begegnen, ist es entscheidend, mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Der Landesgesundheitsminister von NRW hat damit das Thema in seiner heutigen Rede faktisch zur Chefsache erklärt, um die Pflegeausbildung zu fördern und die Attraktivität des Berufsfeldes zu steigern. Dabei brachte er seine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass eine hochwertige Pflegeausbildung von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Gesundheitsversorgung aller Bürgerinnen und Bürger sei. Mit seiner Rede unterstrich Laumann die entscheidende Rolle einer guten Pflegeausbildung und versprach, dass das Land Nordrhein-Westfalen weiterhin die Initiative finanziell unterstützen wird. Er verdeutlichte die Dringlichkeit und Bedeutung einer qualifizierten Pflegeausbildung für die Gesellschaft. Dies signalisierte auch eine klare Verpflichtung seitens des Landes NRW, die Pflegebranche zu stärken und die Qualität der Pflegeversorgung zu erhöhen. Zurzeit werden in Nordrhein-Westfalen 350 Millionen Euro in die Aktualisierung der Ausbildung im Bereich der Pflege und im Gesundheitswesen investiert, wozu auch die zwei Millionen Euro gehören, die in den Kreis Heinsberg geflossen sind.

Aufbruch, Umbruch, Durchbruch, Oberbruch

Gereon Frauenrath, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Frauenrath, führte die Besucher auf eine historische Reise durch das Gebäude, in dem sich nun die Pflegeschule befindet. Während dieser Führung erläuterte er die Herausforderungen und schwierigen Phasen, die das Gebäude in der Vergangenheit durchgemacht hat, und unterstrich die Bedeutung dieses Neuanfangs für die gesamte Gemeinschaft. Obwohl das Gebäude nur noch wenig an das frühere Hallenbad erinnert, reflektierte Unternehmer Frauenrath, der die Immobilie in den 90er Jahren erworben hatte, die Historie. Seit 1971 sei das Gebäude ein „wichtiger Bestandteil der damaligen Gemeinde Oberbruch“. Das Schwimmbad hatte jedoch bereits 1994 seinen Betrieb eingestellt und wurde nach drei Jahren Leerstand durch das Fitnesscenter „Sprungturm“ ersetzt, das 2002 erweitert wurde. Im Jahr 2008 wurde im Erdgeschoss eine Tagespflegeeinrichtung hinzugefügt, die nach wie vor in Betrieb ist. Als das Fitnessstudio im Jahr 2021 aufgrund der Corona-Pandemie schließen musste, erforderte dies konstruktive Lösungen. Gemäß dem Motto „Aufbruch, Umbruch, Durchbruch – Oberbruch wurden nun in dem einst stark industriell geprägten Stadtteil frische Akzente gesetzt und neue Perspektiven eröffnet“, so Gereon Frauenrath. Und so wurden Klassen- und Demonstrationsräume sowie Büros und alle erforderlichen Einrichtungen eines zeitgemäßen Schulungszentrums auf einer Fläche von etwa 1.800 Quadratmetern geschaffen.

Bürgermeister Kai Louis äußerte ebenso seine Freude über die positiven Auswirkungen des Standorts der AWO Pflegeschule im Kreis Heinsberg. Er betonte die neuen Möglichkeiten und Chancen, die sich durch die Anwesenheit der Schule in der Region ergeben. In seiner Ansprache verdeutlichte er die Bedeutung einer gut ausgestatteten Pflegeschule für die lokale Gemeinschaft.

Praxisnahe Pflegeausbildung in Skill Labs

Nach den einleitenden Worten des Bürgermeisters ergriff Sandra Linßen, die Leiterin des Instituts, das Wort vor den versammelten Gästen. Ihr Fokus lag auf der Bedeutung einer erstklassigen Pflegeausbildung, und sie drückte ihren Dank an alle Kooperationspartner aus, die zur Realisierung dieses Bildungsangebots beigetragen haben. Schließlich lud Linßen die Anwesenden dazu ein, gemeinsam auf die Eröffnung des neuen Standorts der AWO Pflegeschule in Heinsberg anzustoßen und die zahlreichen Möglichkeiten und Chancen zu feiern, die durch diese Einrichtung geboten werden. Anschließend wurden die Gäste zu einer Erkundungstour durch die modernen Einrichtungen der Pflegeschule eingeladen. Hierbei erhielten sie die Gelegenheit, sich von der Qualität der Ausbildungseinrichtung zu überzeugen, mit den angehenden Pflegefachkräften in den Dialog zu treten und die Ausbildungsbedingungen vor Ort zu begutachten. Ein besonderer Höhepunkt des Rundgangs waren die sogenannten „Skills Lab“, Räume, die die typischen Aufgabenbereiche des Pflegeberufs realitätsnah nachbilden. Hier können die Auszubildenden ihre praktischen Fertigkeiten an Hightech-Puppen praxisnah vorführen und verbessern. Die Verwendung von Videotechnik ermöglicht zudem die Aufzeichnung und Reflexion der praktischen Übungen, was die individuelle Weiterentwicklung der Auszubildenden fördert und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Fähigkeiten zu optimieren.

Mehr als 250 Schüler und Mitarbeiter haben die neue Pflegefachschule im September in Betrieb genommen.

Foto und Bericht:
Ron Weimann

By CUH