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Erkelenz

Eine Ausstellung, die sich mit Nationalsozialismus und Gewerkschaften im Mai 1933 auseinandersetzt und dabei regionale Geschichte beleuchtet, ist vom 5. Oktober bis 10. November in der Erkelenzer Stadtbücherei zu sehen. Mehrere Veranstaltungen bieten ein Begleitprogramm. Die Angebote sind kostenlos.

Hauptbestandteil der Ausstellung ist die Erinnerung an die Ereignisse am 1. und 2. Mai 1933, als die freien Gewerkschaften zerschlagen und Gewerkschaftshäuser beschlagnahmt wurden. Die von der Hans-Böckler-Stiftung und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) konzipierte Ausstellung wird an verschiedenen Standorten in Deutschland gezeigt. „Als ich die Ausstellung in Vogelsang gesehen habe, wollte ich sie unbedingt nach Erkelenz holen, aber auch einen lokalen Bezug herstellen“, erzählte Frank Körfer während einer Vorab-Präsentation der Ausstellung. Körfer, der die Ausstellung in Erkelenz organisiert und sich vor Ort in vielen kulturellen Projekten engagiert, suchte Mitwirkende und fand sie im Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V., in der Kultur GmbH und der Stadtbücherei der Stadt Erkelenz, dem Dokumentationszentrum Glanzstoff Oberbruch sowie der Gemeinschaftshauptschule Erkelenz.
Die aus 25 Aufstellern bestehende Ausstellung des DGB wird nun durch einen lokalen Bezug zu Erkelenz und der Region bereichert. „Geschichte wird greifbarer durch Personen, erlebbarer“, beschrieb Rita Hündgen vom Erkelenzer Heimatverein. Deshalb habe der Heimatverein das Schicksal von Dr. Jack Schiefer und Reinhold Klügel aufbereitet. Beide lebten während der NS-Zeit in Erkelenz und engagierten sich auf unterschiedliche Weise für den Widerstand und die Belange der Arbeiterschaft. „Ich habe mich mit der unternehmerischen Perspektive auseinandergesetzt“, erklärte Jakob Wöllenweber vom Dokumentationszentrum Glanzstoff. Das Dokumentationszentrum ist seit 2021 im Industriepark Oberbruch, dem ehemaligen Stammwerk des Kunstseide-Produzenten „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG“, zu finden. „Aus den Werkszeitschriften und Dokumenten der leitenden Angestellten kann gut abgeleitet werden, wie die Machtergreifung 1933 in Industrie und Gesellschaft aufgenommen wurde.“
Finanziert wird das Material für die Ausstellung durch das Netzwerk NRWeltoffen, der Hauptbestandteil der regionalen Inhalte wurde durch ehrenamtlich Engagierte zusammengetragen.
Die Ausstellung kann kostenlos während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei besucht werden, passende Literatur finden Interessierte auf einem Ausleihtisch. Führungen durch die Ausstellung können vereinbart werden. Hierzu ist eine Anmeldung unter kunstundkultur@erkelenz.de erforderlich.

Eröffnungsveranstaltung
Die Ausstellung wird am 5. Oktober um 19 Uhr in der Leonhardskapelle eröffnet. Textauszüge aus den Werken von Dr. Jack Schiefer und Reinhold Klügel werden vorgetragen und musikalisch begleitet, im Anschluss findet ein geleiteter Rundgang durch die Ausstellung statt. Anmeldungen zur Eröffnung werden erbeten unter kunstundkultur@erkelenz.de.

Rahmenprogramm
Journalist Michael Klarmann informiert über das Rechtsaußen-Spektrum und die verschwörungsideologische Szene in der Region. Der Vortrag „Rechts der Mitte im Kreis Heinsberg“ findet am Donnerstag, 12. Oktober, um 19 Uhr in der Leonhardskapelle statt.
Einen Vortrag zum „Leben und Arbeiten im Schatten des Hakenkreuzes in den ehemaligen Kreisen Erkelenz und Geilenkirchen“ bietet Studienrat a.D. Willy Goertz an. Zu hören ist er am Donnerstag, 26. Oktober, um 19 Uhr in der Leonhardskapelle.
Beide Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine Schülergruppe der Gemeinschaftshauptschule Erkelenz hat sich bereits vor Beginn in das Thema eingearbeitet und wird Schulklassen der eigenen Schule durch die Ausstellung führen. „Wir möchten, dass unsere Schülerschaft die Fähigkeit erlernt, aktiv gegen die verschiedenen Spielformen des Rassismus zu argumentieren“, so Thomas von Heel, der die Schülergruppe als Lehrkraft begleitet. „Da ist es wichtig, sich aktiv mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und aus dem Betroffen-Machen heraus das Bewusstsein dafür zu fördern, wie hoch der Sprengstoff auch heute wieder ist.“ Die Gemeinschaftshauptschule ist Mitglied im Netzwerk „Schule ohne Rassismus“.

„Es geht um das ‚Wachhalten der Erinnerung in vielen verschiedenen Facetten‘“, fasst Dr. Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordneter der Stadt Erkelenz und Geschäftsführer der Kultur GmbH, die Ausstellungsinhalte und das Rahmenprogramm zusammen. „Die vielen Mitwirkenden zeigen eindrücklich, wie dieses Wachhalten gelingen kann.“
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten jährt sich 2023 zum 90. Mal.

Gedenken Reichspogromnacht am 9. November
Am 9. November findet eine Gedenkfeier in Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 in Erkelenz statt. Start ist um 16 Uhr am Jüdischen Friedhof an der Neusser Straße, wo Bürgermeister Stephan Muckel eine kurze Ansprache halten und einen Kranz niederlegen wird. Ein anschließender gemeinsamer Marsch führt vorbei an den Stolpersteinen der Familie Strass an der Kölner Straße 46 (ca. 16.20 Uhr) und am Familie-Harf-Haus an der Südpromenade 31 (ca. 16.40 Uhr), bevor die Gedenkfeier am Franziskanerplatz endet und ihren Ausklang gegen 17.15 Uhr mit einer Lichterkette im Bereich der ehemaligen Synagoge an der Patersgasse findet.
Die Organisation der Gedenkfeier übernimmt seit vielen Jahren federführend die Gemeinschaftshauptschule, schon zum dritten Mal findet diese nun mit Beteiligung aller weiterführenden Schulen in Erkelenz statt. Viele Jugendliche äußern sich mit eindrucksvollen Text- und Musikbeiträgen zum diesjährigen Leitgedanken: „Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen“. Auch der Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. und Vertretungen der Kirchen sind involviert.
Im Anschluss an die Gedenkfeier sind die Teilnehmenden eingeladen, sowohl die Ausstellung in der Bücherei, als auch eine kleine Ausstellung mit Beiträgen der Schulen zu den Themen Diktatur und Nationalsozialismus in der Stadthalle zu besuchen. Dort wird um 20 Uhr wird das Theaterstück „Mephisto“ gezeigt.

Quelle:
Stadt Erkelenz

By CUH