Erkelenz
In Nordrhein-Westfalen reißt der Kohlekonzern RWE in diesen Tagen sieben intakte Windkraftanlagen ab, die der Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II im Wege stehen. Wissenschaftler*innen warnen vor den Folgen des weiteren Kohle-Abbaus. Der Windpark befindet sich unmittelbar an der letzte Woche abgerissenen Landstraße L12, welche die geretteten Dörfer Keyenberg und Holzweiler verband. RWE hatte bereits letzte Woche das erste Windrad abgebaut, zur Stunde laufen die Vorbereitungen für den nächsten Abriss.
„Es ist an Absurdität nicht zu überbieten: eine Regierung von CDU und Grünen lässt mitten in der Klima- und Energiekrise Windräder abreißen, um einen Kohletagebau zu erweitern.” meint Alexandra Brüne von Alle Dörfer bleiben. “Nach der Räumung von Lützerath setzt das dem Versagen der Landesregierung die Krone auf.”
Die bestehenden Windräder produzieren je Anlage fast 10 Mio. kWh Strom pro Jahr. Mittels Repowering könnten auf dem Gelände bis zu drei 6-MW-Anlagen errichtet werden, die jeweils pro Jahr circa 18 Mio. kWh Strom liefern würden.
“Der Kohleausstieg muss 2030 vollzogen sein. Dafür wird jedes Windrad gebraucht, insbesondere wenn es an einem gesellschaftlich akzeptierten Standort steht. Wer jetzt Windräder abreißt statt sie zu repowern, verliert jegliche Glaubwürdigkeit im Klimaschutz” meint David Dresen aus dem benachbarten Dorf Kuckum.
Der Abriss der Windräder ist Teil des Deals, den Bundeswirtschaftsminister Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur im Oktober 2022 mit RWE ausgehandelt hatten. Laut der Vereinbarung darf RWE aus dem Tagebau noch 280 Mio. t. Braunkohle fördern, weswegen auch der gesamte Bereich an der Landstraße L12 von Keyenberg nach Holzweiler abgebaggert werden soll. Um das CO2-Budget für die Einhaltung der 1,5°-Grenze im Energiesektor einhalten zu können, dürfen laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung jedoch nur noch maximal 47 Mio. t. Braunkohle verbrannt werden.
Ein investigativer Bericht des WDR hatte bereits Anfang des Jahres herausgefunden, dass in dem Abbaugebiet hinter der L12 „nach RWE-Schätzungen gerade einmal 15 bis 20 Millionen Tonnen Braunkohle“ lagern, die nur dann gebraucht werden, wenn die Bundesregierung 2026 entscheiden sollte, den Kohleausstieg in NRW auf 2033 zu verschieben. Der Großteil der Erdmassen hinter der L12 soll nicht für die Energieversorgung genutzt werden, sondern um den bereits stillgelegten Tagebau Garzweiler I aufzufüllen. Ob die Landesregierung an der in den 1990ern geplanten Verfüllung festhalten will, wird sie jedoch erst in der weiterhin ausstehenden Leitentscheidung zur Braunkohle festlegen.
Quelle:
Alle Dörfer bleiben