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Erkelenz/Keyenberg

Der Kohlekonzern RWE nimmt in diesen Tagen umfangreiche Rodungsarbeiten an Bäumen und Sträuchern in Keyenberg vor. Die Rodungen finden vor allem in den Gärten von Grundstücken am südlichen Rand des Dorfes statt. Dieser Bereich grenzt direkt an den Tagebau Garzweiler II und liegt damit in potentieller Uferlage des zukünftigen Sees. Die zuständige Kommune Erkelenz begründet die Rodungsarbeiten mit „Sicherungsmaßnahmen für Bestandsbauten, Verhinderung von Einbrüchen und Vermeidung von Angsträumen“. Die Maßnahmen müssten nun so massiv durchgeführt werden, weil RWE in den letzten Jahren ausschließlich „geringfügige Pflegemaßnahmen“ vorgenommen hätte. Anwohner kritisieren das Vorgehen als völlig überzogen und befürchten Vorbereitungsmaßnahmen für Hausabrisse.

„In meiner Nachbarschaft werden gesunde Bäume, Sträucher und Hecken gerodet, ohne dass von ihnen eine Gefahr ausgeht. Dieser massive Kahlschlag soll uns Bewohner wohl unter Druck setzen, unsere Häuser doch noch zu verkaufen. Mit Sicherungs- und Pflegemaßnahmen hat das jedenfalls nichts zu tun“, findet Carmen Petrovan aus Keyenberg. Ihr Haus befindet sich mitten in dem Wohngebiet, in dem die Rodungsarbeiten stattfinden. „Ich habe die große Sorge, dass es sich bei den Maßnahmen um Vorbereitungen für Hausabrisse handelt.“

Das von der Stadt Erkelenz beauftragte Planungsbüro Must hatte Anfang Februar drei verschiedene Szenarien für die Zukunftsenwicklung der geretteten Dörfer vorgestellt. Im Szenario „Land der Alleen“ wird mit der Errichtung eines Hafens geplant, der per Seilbahn an den Erkelenzer Bahnhof angeschlossen werden soll. Die Rodungsarbeiten finden ausschließlich auf den Straßen „Auf den Steinen“ und „Postweg“ statt – also genau in dem Gebiet, in dem der zukünftige Hafen liegen könnte. In vielen der Vor- und Hintergärten steht kaum ein Strauch mehr. Auf Kriterien für den ordnungsgemäßen Rückschnitt zum Erhalt der jeweiligen Pflanze wurde offensichtlich keine Rücksicht genommen. Ausgeführt werden die Rodungsarbeiten von der von RWE beauftragten Firma Grünpflege Peters.

„Seit Wochen inszeniert sich Herbert Reul als Beschützer unserer Dörfer. Die wirklichen Probleme vor Ort scheinen ihn jedoch nicht zu interessieren. Statt Probleme mit Aktivisten  herbeizureden, sollte sich unser Innenminister lieber darum kümmern, dass sich RWE an die getroffenen Vereinbarungen hält und aufhört, das Ortsbild zu verwüsten“, so David Dresen von Alle Dörfer bleiben mit Bezug auf das zwischen RWE und Stadt Erkelenz im Zuge der Umsiedlung vereinbarte Dorferhaltungskonzept, laut dem bei allen Maßnahmen die Aufrechterhaltung des Ortsbildes Priorität habe.

Foto/Bericht: Alle Dörfer bleiben

By CUH