Erkelenz
Das niederländische Planungsbüro Must hat im Auftrag der Stadt Erkelenz drei unterschiedliche Visionen für die Zukunft der fünf geretteten Dörfer am Tagebau Garzweiler II entworfen. „Neustadt am See“, „goldene Äcker“ und „Land der Alleen“ lauten ihre Namen. Bis Mitte März sind alle Erkelenzer dazu eingeladen ihre Rückmeldungen und Vorstellungen einzubringen. Jedoch müsse man sich laut dem Erkelenzer Bürgermeister Muckel nicht für eine Option entscheiden, sondern könne sich nach Baukastenprinzip das Beste aus allen drei Varianten heraussuchen. Die lokale Dörfergemeinschaft KulturEnergie lobt den Nachhaltigkeitsschwerpunkt der Visionen und das zuständige Planungsbüro Must für seine Arbeit, blickt aber auch mit Sorge auf mögliche Abrisse und großindustrielle Projekte.
„Vor allem die Idee großer Wald- und Naturflächen mit breiten Baumalleen und integrierten Freizeitmöglichkeiten finden wir super. Wir gehen davon aus, dass auch viele Erkelenzer einen großen Bedarf nach einem grünen Nahehrholungsgebiet haben.“ meint Waltraud Kieferndorf von der Dörfergemeinschaft KulturEnergie mit Blick auf die Tatsache, dass es im Stadtgebiet Erkelenz einen Waldanteil von lediglich 1,7% gibt. „Kleinbäuerliche Landwirtschaft, erneuerbare Energien in Bürgerhand und den Ausbau des ÖPNV begrüßen wir ebenfalls.“
„Ich blicke mit Sorge auf den Vorschlag intakte Bestandsbauten abzureißen, um auf den Flächen eine industrielle Agrarsteppe zu errichten. Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen das Gebot der Stunde. Grade in Zeiten von Wohnraummangel und Ressourcenknappheit sind Abrisse von Häusern doch nicht mehr vermittelbar.“ so Patrizia Föhr aus Kuckum in Bezug auf das Szenario „goldene Äcker“, bei dem alle Häuser, die sich in Besitz von RWE befinden, abgerissen werden sollen.
„Viele unserer Ideen finden sich bereits in den vorgestellten Szenarien wieder. Gleichzeitig gibt es noch genügend planerische Freiräume für neue Projekte. Das Planungsbüro Must macht einen guten Job. Ich schaue gespannt auf die nächsten Schritte und freue mich auf den antstehenden Austausch.“ so Norbert Winzen aus Keyenberg von der Dörfergemeinschaft KulturEnergie.
Im Oktober 2022 hatten sich Bundes- und Landesregierung in einer Eckpunktevereinbarung mit RWE darauf geeinigt, die fünf bedrohten Dörfer am Tagebau Garzweiler II zu erhalten. Der Vereinbarung nach sollen die in Besitz von RWE befindlichen Flächen und Immobilien „dem Land NRW, der Kommune oder von diesen beauftragten Dritten zur Entwicklung und Revitalisierung zu angemessenen Konditionen zur Verfügung“ gestellt werden. Ein Rückkaufrecht für ehemalige Bewohner*innen solle es ebenfalls geben.
Die Dörfergemeinschaft „KulturEnergie – Dörfer der Zukunft“ besteht aus Bewohnerinnen und Bewohnern der vor dem Tagebau Garzweiler II geretteten Dörfer Keyenberg, Berverath, Kuckum, Oberwestrich und Unterwestrich. Die Dorfbewohner*innen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Visionen für die Zukunft ihrer Orte zu entwicklen und Kooperationspartner zu finden, mit denen sich diese Pläne realisieren lassen.
Das Zukunftskonzept der Dörfergemeinschaft finden Sie unter: https://dgkulturenergie.de/wp-content/uploads/2022/11/Visionen-fuer-die-Zukunft-der-Doerfer.pdf
Quelle
www.dgkulturenergie.de