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Erkelenz/Keyenberg

Mit Erstaunen nimmt das Bündnis Alle Dörfer Bleiben Medienberichte zur Kenntnis, laut denen es massiven Vandalismus und sogar Drohungen durch Klimaaktivist*innen in den geretteten Dörfern am Tagebau Garzweiler II gegeben habe. Zahlreiche Medien übernahmen die Vorwürfe ungeprüft, einem Besuch vor Ort hätten sie jedoch nicht standgehalten. Das Bündnis wirft der CDU von Nordrhein-Westfalen vor, Desinformation zur Lage in den Dörfern am Tagebau Garzweiler II zu betreiben, um Klimaproteste zu kriminalisieren und die Räumung von Lützerath in ein besseres Licht zu rücken. Das Bündnis ermutigt Journalist*innen dazu, von Einzelpersonen erhobene Vorwürfe zu kritisch hinterfragen und auf Verbindungen zur CDU und der Landesregierung hin zu überprüfen.

„Hätten sich Medienvertreter die Mühe gemacht, sich ein eigenes Bild von der Lage vor Ort zu machen, dann wäre ihnen sicherlich aufgefallen, dass die erhobenen Vorwürfe nicht der Wahrheit entsprechen. Außer ein paar wenigen Graffitis hat sich im Ort gar nichts verändert. Dass ausgerechnet die CDU die erhobenen Vorwürfe nutzt, um Klimaproteste schlecht zu reden, wundert mich jedoch nicht“, kommentiert David Dresen in Bezug auf ein Treffen im Feuerwehrhaus seines Wohnorts Kuckum zwischen dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Schnelle und der Person, die die Vorwürfe pressewirksam erhoben hatte.

Anwohner betonen, seit Beginn der Umsiedlung gebe es vor Ort Einbrüche und Vandalismus, doch das habe weder die Stadt Erkelenz noch die damalige Landesregierung aus CDU und FDP interessiert: „Es ist seit vielen Jahren ein Problem, dass Menschen in die Häuser in den teilweise umgesiedelten Dörfern einbrechen, weil sie denken, dass niemand mehr hier wohnt.

In Immerath, Pesch, Borschemich und anderen Dörfern wurden immer wieder Häuser beschmiert, Scheiben kaputt geschlagen, Gegenstände entwendet. Wenn wir uns darüber beschwert haben, hat das die CDU nie interessiert. Aber wenn es in die politische Agenda gegen Klimaschutz passt, wird es an die große Glocke gehängt“, so Dorothée Laumanns aus Berverath.

Im Zuge der Lützerath-Proteste zählt das Bündnis 10 neue Graffiti in Keyenberg, zudem seien zwei Scheiben in unbewohnten Häusern im Besitz von RWE eingeworfen worden. In vier solcher Häuser hätten Menschen übernachtet und die Toiletten benutzt. Die Spülung der Toiletten habe jedoch nicht funktioniert, da RWE die Häuser vom Abwassersystem gekappt hat. An die Beschwerde-Adresse für Anwohner*innen, die das Bündnis eingerichtet hat, gab es bisher zwei Rückmeldungen zu Schäden aus Wanlo, die von den Organisator*innen der Demonstration am 14.1. erstattet werden (eine kaputte Gartenbank und ein Grafitti). Außerdem hat das Bündnis aktiv Landwirt*innen in der Region angesprochen, um ihnen Schadensersatz für beschädigte Felder anzubieten; dieses Angebot wurde von neun Landwirten angenommen.

Derweil schreitet der Tagebau Garzweiler unbeirrt Richtung Keyenberg fort. Wie einer Präsentation des Kohlekonzerns beim Erkelenzer Braunkohleausschuss zu entnehmen ist, plant RWE – entgegen der Eckpunktevereinbarung, die von 400 m Abstand spricht – bis auf 350m an Keyenberg heranzubaggern. Des Weiteren soll im Sommer 2023 das nächste Windrad abgerissen und die Landstraße L12 gekappt werden, um den Tagebau zu erweitern. Um in diesen Bereich vorzudringen, müssten jedoch weitere Flächen enteignet werden, da sich die Besitzer weigern, ihre Flächen an RWE zu verkaufen. Die in NRW mit regierenden Grünen haben versprochen, dass es keine weiteren Enteignung en für die Braunkohle geben soll.

Quelle:
Alle Dörfer bleiben
Foto:
Ron Weimann

By CUH