Social Media

Foto: Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeister Bernd Jansen: Symbolische Schlüsselübergabe zum Besitzübergang des Denkmals
Zeche Sophia-Jacoba Schacht 3 in Hückelhoven.

Hückelhoven

Gestern war ein bedeutender Tag in der Geschichte der Zeche Sophia-Jacoba Schacht 3 in Hückelhoven − Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur übergab das Denkmal an Bernd Jansen, Bürgermeister der Stadt Hückelhoven. Mit dabei hatte sie auch den Förderbescheid „Brückenbauwerk Hückelhoven“, mit dem die Stadt Hückelhoven nun das Außengelände gestalten kann.
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Das Wahrzeichen der Stadt Hückelhoven wird frisch saniert und renoviert in den Schoß und in die Hände der Stadt gelegt: Mit der Zeche Sophia-Jacoba Schacht 3 wird ein bedeutendes Zeugnis des Steinkohlenbergbaus in Nordrhein-Westfalen in die Verantwortung der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger übergeben und ein neues Kapitel aufgeschlagen. Durch die vor 12 Jahren erfolgte Übernahme in die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Förderungen aus der Städtebauförderung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Bundes mit einer Gesamtfördersumme von über drei Millionen Euro ist es gelungen, das Denkmal vor dem Verfall zu retten und durch die umfangreiche Sanierung für die Zukunft zu wappnen. Es ist das Wahrzeichen und wahrlich ein Zeichen für die Verbindung von Tradition, Heimat und Moderne.“

Bernd Jansen, Bürgermeister der Stadt Hückelhoven, richtet seinen ausdrücklichen Dank an die Ministerin: „Ohne die Arbeit der Stiftung Industriedenkmalpflege und die Städtebaufördermittel wäre es uns nicht möglich gewesen, das Denkmal in dieser Weise zu erhalten. Sophia-Jacoba ist für die Menschen in Hückelhoven ein wichtiges Symbol der Geschichte der Stadt. Nun liegt es an uns, das Denkmal in angemessener Weise zu erhalten und in das Stadtgeschehen einzubinden. Gerne nehmen wir diese Aufgabe an“.

Auch die Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Ursula Mehrfeld, kam nicht mit leeren Händen. Sie überreichte Detlef Stab, dem Vorsitzenden des Fördervereins Schacht 3 Hückelhoven e.V., die Publikation „Von wegen stillgelegt. Auf Zeche Sophia-Jacoba wird weitergearbeitet“ sowie den Kurzfilm „Glückauf! Sophia-Jacoba“. „Ohne den außerordentlich engagierten Einsatz des Fördervereins wäre das Denkmal mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dort, wo es heute ist.“, so Ursula Mehrfeld. Der Erhalt und die Lebendigkeit sind zu großen Teilen auch dem Verein zu verdanken. Dieses Engagement wollten wir festhalten und ein kleines Stück davon dem Verein zurückgeben. Dafür ist die Publikation „Von wegen stillgelegt“ entstanden, die wir hiermit gerne an Sie, Herrn Stab und an den Verein überreichen. Darüber hinaus haben wir mit dem Kurzfilm „Glückauf! Sophia-Jacoba“ eine Dokumentation über den Erhalt und die Sanierung erstellt und damit einen Teil der Geschichte des Ortes in Bildern festgehalten, um sie an zukünftige Generationen weiterzugeben.“
Der Film, der zusammen mit der Produktionsfirma Zielspur entstanden ist, zeigt mit eindrücklichen Bildern die Entwicklung am Standort Zeche Sophia- Jacoba und gibt Einblicke in die Sanierungsarbeiten und Aufgaben der Industriedenkmalstiftung. Mit historischen Bildern und Zitaten von Bergleuten werden zudem einige Blicke in die Vergangenheit geworfen. Auch welche Rolle der Förderverein Schacht 3 Hückelhoven e.V. für den Erhalt des Denkmals und die Lebendigkeit am Standort spielt, wird anschaulich vermittelt.

„Auf Sophia-Jacoba wird weitergearbeitet“, so Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins. „Das ist nicht nur der Untertitel der schönen Broschüre, das ist f ür uns hier Alltag und unser Leben. Wir sind der Stif tung sehr dankbar f ür die Arbeit der letzten Jahre. Jetzt freuen wir uns auf eine weitere Entwicklung des Standortes zusammen mit der Stadt Hückelhoven. Wir blicken gespannt in Richtung Zukunft und möchten diese Begeisterung an alle Besucherinnen und Besucher weitergeben“.
Dank der Übernahme der Zeche Sophia-Jacoba Schacht 3 in das Eigenturm der Industriedenkmalstiftung im Jahr 2010 konnte das Denkmal vor dem Abriss gerettet und für die Zukunft gewappnet werden. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg. Bereits im Jahr 1998 beschloss das Kuratorium der Stiftung, die Anlage von der damaligen Eigentümerin, der Sophia-Jacoba GmbH, zu übernehmen. Aufgrund von Umstrukturierungen in diesem Unternehmen sollte es jedoch noch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis die Übertragung dann im Jahr 2010 endgültig auch formal vollzogen werden konnte.
Neben der hohen Bedeutung des Industriedenkmals im ehemaligen Aachen- Hückelhovener Revier war es insbesondere der vor Ort aktive Förderverein Schacht 3 Hückelhoven e.V., der aus Sicht der Stiftung für die Eigentumsübertragung sprach. Mit dem Verein als starkem Partner an der Seite konnte die Stiftung ihren Auftrag umsetzen.
In den Jahren 2017-2022 konnte die Stiftung mit Mitteln der Städtebauförderung des LandesNordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland die Sanierung der Schachthalle, des Maschinenhauses und des Fördergerüsts durchführen und das Denkmal in all seiner Wertigkeit als Landmarke und als Symbol der Industrialisierung Hückelhovens wieder erstrahlen lassen.

Mit der Übergabe an die Stadt Hückelhoven ist nicht nur ein passender neuer Eigentümer gefunden, die Stadt hat nun die Möglichkeit das Denkmal in angemessener Weise in ihre Planungen einzubinden und weiter fest in der Stadtgesellschaft zu verankern.

Hintergrundinformationen
Sanierung des Denkmals Zeche Sophia Jacoba Schacht 3
Das 1997 stillgelegte Ensemble aus Fördergerüst und Maschinenhalle der Zeche Sophia-Jacoba war stark sanierungsbedürftig. 2011 erfolgten Instandsetzungsarbeiten an den Fassaden des Maschinenhauses. Die Maßnahmen 2018-2020 beinhalteten die Sanierung aller Bauteile an der tragenden Stahlkonstruktion des Fördergerüstes. In vielen Stunden überprüften Handwerker Stück für Stück die Stahlkonstruktion auf schadhafte Elemente, tauschten diese aus oder rekonstruierten sie bei Bedarf. Zum Schluss wurde ein Korrosionsschutz aufgetragen. Gleiches galt für das markante Tonnendach. Bei der Schacht- und Maschinenhalle wurden das Verblendwerk wiederhergestellt, korrodierte Bewehrungseisen erneuert und das Mauerwerk neu verfugt.
Denkmalwert
Das Fördergerüst über Schacht 3 aus den Jahren 1929 bis 1934 ist ein zweigeschossiges Deutsches Strebengerüst in Fachwerkbauweise. Kennzeichnend sind die zwei übereinander angeordneten Seilscheiben und die sehr nah am Gerüst stehende Fördermaschine mit Maschinenhaus. Als Landmarke erinnert es an den Beginn der Industrialisierung Hückelhovens.

Historische Daten

1885 begannen erste Probebohrungen im Gebiet Hückelhoven. Ab 1909 ließ die Industriellen-Familie Honigmann in der Nähe des damaligen Dorfes Hückelhoven einen Schacht abteufen. Die erste Steinkohle konnte Anfang 1914 gefördert werden. Nachdem die Zeche an eine niederländische Kohleimportgesellschaft veräußert worden war, wurde die Anlage in Sophia- Jacoba umbenannt. Paten für die Namensgebung waren die Ehefrauen der neuen Betreiber. Mit Fertigstellung von Schacht 2 (1918) und Schacht 3 (1930) wuchs auch die wirtschaftliche und städtebauliche Bedeutung der Zeche für Hückelhoven und die Region. 1959 arbeiteten fast 5.700 Mitarbeiter auf der Zeche. Sie war der größte Arbeitgeber in Hückelhoven und Umgebung. Ab den 1960er Jahren bis zur Stilllegung 1997 zählte die Zeche Sophia-Jacoba zu den modernsten Steinkohlezechen Europas.

Die Eintragung in die Denkmalliste erfolgte in den Jahren 1996/2001. Seit 2010 befand sich der Standort in der Obhut der Industriedenkmalstiftung.
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet, um hochrangige Zeugnisse des Industriezeitalters durch Übernahme ins Eigentum vor dem Abriss zu bewahren. Die Aufgaben der Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen, zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie so lange in Obhut zu nehmen, bis sich eine adäquate Nutzung durch einen neuen Träger gefunden hat. Bundesweit ist es die erste und bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden, vom Abriss bedrohten Industriedenkmalen verschiedener Wirtschaftszweige einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.
Nach Besitzübergang des Denkmals Zeche Sophia-Jacoba Schacht 3 an die Stadt Hückelhoven zählen noch 12 Standorte in NRW zum Bestand der Industriedenkmalstiftung. Es sind Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaf t im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe- Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.
Weitere Informationen unter www.industriedenkmal-stiftung.de

 

Quelle: Stadt Hückelhoven

By CUH