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Kreis Heinsberg (ots)

Durch den kontinuierlich wachsenden Güterverkehr auf Straßen, Schienen und Schifffahrtswegen steigen die Anforderungen an die
Feuerwehren in Deutschland stetig an. Um für die Gefährdungen von atomaren,
biologischen und chemischen Gefahrstoffen insbesondere bei Transportunfällen
gerüstet zu sein, absolvierten nun 21 Einsatzkräfte aus dem gesamten Kreisgebiet
einen fünfwöchigen Speziallehrgang.

Regelmäßig fahren unzählige Transportfahrzeuge durch die Straßen im Kreis
Heinsberg, darunter auch zahlreiche Gefahrguttransporter. Neben dem
Durchgangsverkehr in die Niederlande liefern unter anderem Kleintransporter
Gefahrgüter in Form von Medikamenten oder Röntgenstrahler in Apotheken,
Krankenhäuser und Radiologische Praxen. Die Gefahrstoffe sind in der Regel auch
bei Unfällen sicher verpackt. Sollte jedoch einmal etwas schief gehen, rückt die
ABC-Einheit als Spezialeinheit für die Bekämpfung von atomaren, biologischen und
chemischen Gefahren aus.

In dem rund 70 stündigen Lehrgang vermittelte Lehrgangsleiter Brandoberinspektor
(BOI) Marcel Huken und sein Team wie die Teilnehmer den entsprechenden Stoff
identifizieren können, welche Möglichkeiten der Gefahrenabwehr es gibt und
welche Unterstützungsmöglichkeiten auf Landes und Bundesebene existieren. Nach
der umfangreichen aber spannenden theoretischen Wissensvermittlung stand
zunächst die Gewöhnung an die unhandlichen Chemikalien-Schutzanzügen (CSA) auf
dem Programm. Dabei wurde den Teilnehmern gleich zu Beginn deutlich, dass
Teamwork bei ABC-Einsätzen eine enorm wichtige Rolle spielt. Bereits das An- und
Ausziehen des wasser- und gasdichten Vollschutzanzuges ist nur mit der Hilfe
weiterer Einsatzkräfte möglich. Da dies ebenfalls bedeutet, dass keine Atemluft
von Außen in den Anzug gelangen kann, nehmen die Einsatzkräfte ihren eigenen
Luftvorrat in Form von Atemschutzgeräten mit in den Anzug. Um sich an den großen
und schweren Anzug zu gewöhnen, „spazierten“ die Teilnehmer in ihren
Schutzanzügen durch die Ortschaften Stahe und Niederbusch und sorgten für
ausreichend Gesprächsstoff.

Wenig später galt es für die Teilnehmer das erlernte Wissen in die Praxis
umzusetzen. Die Einheit Born der Brandweer Zuid Limburg hatte dem Lehrgang einen
Übungscontainer zur Verfügung gestellt, an dem die Teilnehmer Leckagen an
Rohrleitungssystemen sowie verschiedene andere Leckagen abdichten konnten. Bei
den anstrengenden Arbeiten spielt das Teamwork eine besonders wichtige Rolle,
denn unter den schweren Vollschutzanzügen ist eine Kommunikation nur
eingeschränkt möglich. Dass Gefahrguteinsätze nicht immer direkt als solche
erkennbar sind, wurde bei einer weiteren Übung deutlich. Bei einer
Brandbekämpfung in einem kleineren Schuppen stellten die Einsatzkräfte fest,
dass Abfälle aus der Herstellung von synthetischen Drogen brannten. Schnell
mussten die Einsatzkräfte von der reinen Brandbekämpfung in eine
Gefahrstoffsituation umschalten.

Eine weitere wichtige Rolle ist die Dekontamination der Einsatzkräfte und der
Schutzausrüstung. Insbesondere bei biologischen Gefahrstoffen spielt die
Einsatzstellenhygiene eine ganz wichtige Rolle. Dank der Mitwirkung des
ABC-Zuges des Kreises Heinsberg hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, zwei
verschiedene Aufbauszenarien des Dekontaminationsplatzes kennen zu lernen. Dem
ABC-Zug des Kreises Heinsberg steht zum einen ein Dekontaminationsplatz für
Personal (Dekon-P) zur Verfügung. Hier werden speziell für Einsatzkräfte mit
Chemikalien-Schutzanzügen (CSA) Spezialduschen und Reinigungsmöglichkeiten zur
Verfügung. Besonders wichtig hierbei ist, dass sich auch die Einsatzkräfte
schützen, welche die Reinigung durchführen. Die zweite Möglichkeit ist der
Abrollbehälter Verletzten-Dekontaminationsplatz (AB V-Dekon). Dieser
Abrollbehälter ist vornehmlich für die Dekontamination von Verletzten
konzipiert. Nach diesem Konzept werden die kontaminierten verletzten Personen
aus dem Gefahrenbereich kommend über einen Verletzten-Dekontaminationsplatz
unter Berücksichtigung lebenserhaltender Basismaßnahmen (Basic Life Support =
BLS) direkt dem Behandlungsplatz zur notfallmedizinischen Versorgung zugeführt.
Der Verletzten-Dekontaminationsplatz kann auch einem Krankenhaus direkt
vorgeschaltet eingerichtet werden, wenn im Krankenhaus keine ortsfeste
(Dekontaminations-)Anlage vorhanden ist.

Bei der Abschlussprüfung konnten die Teilnehmer ihr Können unter Beweis stellen.
Rotrauchend drang eine gefährliche Rauchwolke aus einem mit Salpetersäure
beladenem Tanklastzug. Glücklicherweise konnte sich der Fahrer rechtzeitig in
Sicherheit bringen, jedoch war die Prüfung für die Teilnehmer dadurch nicht
wirklich einfacher. Insbesondere die Beständigkeit der Schutzanzüge gegen diese
Säure musste geprüft werden. Den Teilnehmern gelang es ausreichend Informationen
über den Gefahrstoff zu sammeln und die Leckage abzudichten. Anschließend wurden
die Einsatzkräfte durch die Dekontaminationsstaffel gereinigt. Von der guten
Ausbildung und dem Können der Sondereinheit überzeugten sich neben dem
Stellvertretenden Kreisbrandmeister Günter Paulzen auch Amtsleiter Werner Ziemer
sowie Marion Ivens und Andreas Prescher vom Ordnungsamt des Kreises Heinsberg ,
dass die vom Kreis Heinsberg beschafften Mittel sinnvoll eingesetzt werden.

Nach der Prüfung überreichten Lehrgangsleiter Marcel Huken und der
stellvertretende Kreisbrandmeister Günter Paulzen den folgenden Einsatzkräften
die Teilnahmebescheinigung: Christopher Boss, Michael Dohmen, Dominic Döhmen,
Niko Krenmeyer (alle Feuerwehr Erkelenz) Sascha Eßer, Michael Hilgers,
Christopher Driessen, Christian Meeßen, Luca Otten (alle Feuerwehr Gangelt) Sven
Bütow, Lukas Jöris, Levin Stenner, Sofia Verspeek (alle Feuerwehr Geilenkirchen)
Patrick Heinrichs (Feuerwehr Heinsberg) Dirk Hermanns (Feuerwehr
Übach-Palenberg) Colin Heemels, Stephan Willms, Felix Woltery (alle Feuerwehr
Wassenberg) Gerrit Schmitz (Feuerwehr Waldfeucht) Johannes Engels, Christopher
Pint (beide Feuerwehr Wegberg)

Kreisfeuerwehrverband Heinsberg

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