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Jakob Wöllenweber (2. v. links), Vorsitzender des Trägervereins Förderverein Industriepark Oberbruch e. V., leitete die erste Führung durch das neue
Dokumentationszentrum Glanzstoff persönlich und erläuterte Staatssekretär Dr. Jan Heinisch (1. v. links) und den weiteren geladenen Gästen, darunter
Mitglieder des Land- und Bundestags, das Ausstellungskonzept.

Kommunales, Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach eröffnet. Das Dokumentationszentrum ist ab dem morgigen Dienstag, dem 21. September 2021, für Besucher*innen geöffnet.

„Glanzstoff ist ein Stück Regionalgeschichte,“ betonte der Vorsitzende des Trägervereins Förderverein Industriepark Oberbruch e. V., Jakob Wöllenweber in seinem Grußwort: „Die Idee eines Denkmals bzw. kleinen Museums entstand schon vor vier Jahrzehnten seitens Kollegen, die nach dem zweiten Weltkrieg das Werk in Oberbruch und so auch das Unternehmen Glanzstoff wieder mitaufgebaut haben. Sie bewerteten die Auswirkungen der Ölkrise und die fortschreitende Globalisierung des Weltmarktes mit der Verlagerung der Textilindustrie in den asiatischen Raum als Bedrohung für die Existenz der textilen Chemiefasern in Oberbruch. Sie sollten Recht behalten, und es war ihr Wunsch, dass die Geschichte dieses Unternehmens, das für die Menschen und die Region wirtschaftlich und sozial sehr viel geleistet hat, ‚nicht im Schlund der Vergangenheit verschwindet‘, wie mein geschätzter Kollege Hanns Back es 2009 eindringlich formulierte. Nach der Antragstellung im Rahmen des Programms „Heimatzeugnis“ im Frühjahr 2019 und der Bewilligung Ende 2019 haben wir im Februar 2020 die Weichen für das Dokumentationszentrum gestellt. Der Förderverein sieht das Dokumentationszentrum vor allem als einen Ort des Austauschs, an dem unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen aufeinandertreffen.“
Staatssekretär Dr. Jan Heinisch aus dem NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung sagte: „Auf die schönen Termine bei den durch das Heimatzeugnis geförderten Projekten freut man sich immer. Orte wie das Dokumentationszentrum Glanzstoff helfen den Menschen dabei, ihre Heimat zu verstehen. In diesem Fall wird das Bewusstsein für den Einfluss eines großen Unternehmens, des einst größten Arbeitgebers, auf eine Region geschaffen. Ein derartiges Unternehmen prägt viele Lebensläufe, und der Slogan vom Ministerium lautet: ‚Wir fördern, was Menschen verbindet.‘ Das Dokumentationszentrum packt Geschichte an und erzählt Geschichten. Solche Orte sprechen mit uns. Die Menschen, die das Unternehmen einst gründeten, haben Dinge angepackt, basierend auf ihrem Erfindergeist. Faser- und Stoffherstellung ist eine Kunst. Die Gesellschaft lebt von solchen klugen Köpfen.“ Unter Bezugnahme auf die „Zeitreise“, den Einführungsfilm des Dokumentationszentrums, der bei der Eröffnung seine Premiere hatte, betonte Dr. Heinisch zudem, dass zupackende Menschen auch Kriege und die Weltwirtschaftskrise überwanden und mit neuen Ideen den Wiederaufbau gestalteten, eine Inspiration für zukünftige Generationen.

Dokumentationszentrum Glanzstoff

Anhand von Zeugnissen der firmeneigenen Sammlung wird im Dokumentationszentrum die wechselvolle Geschichte des Unternehmens sowie die industrielle und gesellschaftliche Entwicklung des Kreises Heinsberg veranschaulicht. Das Beispiel der Glanzstoff-Fabriken ist repräsentativ für den durch Industrialisierung herbeigeführten Strukturwandel einer ländlichen Region sowie den Einfluss der Zeitläufe und der Globalisierung auf ein Unternehmen. Das Dokumentationszentrum Glanzstoff ist das einzige in Deutschland und das erste im Kreis Heinsberg, das sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region befasst.

Ausgangspunkt Erfindergeist
Glanzstoff hat seine Wurzeln in Oberbruch und wuchs zu einem europäischen Unternehmen heran. Dr. Max Fremery und Johann Urban begannen hier im Jahr 1891 mit der Herstellung von Glühfäden und Glühlampen und erfanden in Oberbruch die deutsche Kupferkunstseide. Auf dieser Erfindung basiert die Gründung der „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG“ im Jahre 1899. Sie entwickelte sich zu einem der international bedeutendsten Unternehmen der Kunstfaserindustrie. In Oberbruch leistete man mit der Produktion von Chemiefasern bahnbrechende Pionierarbeit im Aufbau dieser Branche. Das Unternehmen beschäftigte auf seinem Höhepunkt dort über 7.000 Menschen und war einer der wichtigsten industriellen Arbeit- und Impulsgeber in der gesamten Region. Der gesamte Konzern machte in den 1970er Jahren mit 29.000 Mitarbeitern*innen einen Umsatz von umgerechnet ca. einer Milliarde Euro und war weltweiter Marktführer bei der Herstellung von Chemiefasern und deren Folgeprodukten. Die bei Glanzstoff neu entwickelten und industriell gefertigten Produkte wie Kupferseide (1899), Rayon (1911), Perlon (1950) und Diolen (1958) veränderten und prägten durch Vielfalt, Qualität und günstige Preise besonders die Damenmode des 20. Jahrhunderts nachhaltig. Eigens angefertigte Kleider und die als Vorlage dienenden Modezeichnungen sind ein Highlight der Ausstellung.

Dokumentationszentrum Glanzstoff
Eintrittspreise
Erwachsene: 4 €, Ermäßigt: 2 €; freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahren; Führungen und Kosten für Gruppen nach Vereinbarung;
Die Eintrittskarte vom BEGAS HAUS ist 2 Wochen lang auch als einmalige Eintrittskarte für das Dokumentationszentrum Glanzstoff gültig.

Öffnungszeiten
Dienstag – Samstag: 14 – 17 Uhr
Sonntag: 11 – 17 Uhr
Montag: geschlossen
Feiertage: gesonderte Öffnungszeiten,
siehe www.glanzstoff-doku.de

Adresse:
Dokumentationszentrum Glanzstoff
Boos-Fremery-Straße 62, Tor 1
52525 Heinsberg
T: +49 (0) 24 52 – 98 98 69 6
E-Mail: info@glanzstoff-doku.de
www.glanzstoff-doku.de

Foto: Förderverein Industriepark Oberbruch e. V. /Frank Jankowski
Quelle: Vojislav Miljanovic