Das Museumscafé Samocca hat seit Wochen wie alle anderen gastronomischen Betriebe in der Region geschlossen. Kurzerhand wurden der vordere Teil des Cafés zu einem Verkaufs- und Abholraum umgestaltet und Partner im Einzelhandel gefunden, um den frisch gerösteten Kaffee und andere Eigenprodukte weiterhin vertreiben zu können. Eine Kooperation mit elf EDEKA-Märkten in und um Heinsberg startet in der kommenden Woche.
Seit acht Jahren bietet das Museumscafé am Heinsberger Torbogen auf der Hochstraße 19 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz und berufliche Fördermöglichkeiten im gastronomischen Bereich. „Einige Mitarbeiter sind bereits seit der Eröffnung 2013 dabei und haben die Entwicklung des Cafés bis heute mitgetragen“, sagt Klaudia Steiner, Leiterin des Cafés. Die Qualität der hausgemachten Speisen, die regionalen Zutaten und vor allem das stetig gewachsene Netzwerk von Zulieferern des fair gehandelten Kaffees, der im Samocca mit einem besonders schonenden Verfahren geröstet wird, seien die Basis und das Erfolgsrezept des Cafés. „Die Kunden schätzen unsere Arbeit, und die Mitarbeiter sind stolz auf ihren Job hier im Café.“
Mit Ausbruch der Corona-Krise vor einem Jahr hat sich einiges geändert. Es wurde zunächst viel in Hygienekonzepte und Schutzmaßnahmen für Gäste und Mitarbeiter investiert. Doch mit dem zweiten Lockdown haben sich all diese Maßnahmen erübrigt. Das Café zu schließen und die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, ist keine Option für das Samocca, denn die Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg – Träger von drei inklusiven Cafés im Kreis Heinsberg – haben auch im Lockdown einen Förderauftrag für die Mitarbeiter mit Behinderung. „Wir wissen, was wir leisten können“, sagt Dirk Voß, Leiter Arbeit und Technik der Lebenshilfe Werkstätten, „dabei können wir uns gerade in dieser schwierigen Zeit auf viele engagierte Fachkräfte verlassen, die mit Kreativität und Sachverstand in den vergangenen Monaten die zahlreichen Förderschwerpunkte für Mitarbeiter mit Behinderung und zugleich die Arbeits- und Auftragsschwerpunkte in den Werkstätten sichergestellt haben.“ Gemeinsam mit Klaudia Steiner und Sebastian Erfurth, Leiter der Großküchen und Cafés der Lebenshilfe Werkstätten, wurde aus dem breiten Angebot an Eigenprodukten, die sich in den vergangenen Jahren in den Cafés oder auf den Kreativmärkten etabliert haben, Produkte entwickelt, die nun in Serie produziert und erstmals auch außerhalb der eigenen Einrichtungen vertrieben werden.
„Mit der Anfrage des neuen Dorfladens in Effeld, unseren Kaffee zu verkaufen, entwickelte sich unsere Verkaufsidee“, so Klaudia Steiner. Zeitgleich meldete sich Dirk Scheidmann, Fachberater Lokalität bei EDEKA Rhein-Ruhr Stiftung & Co. KG, der im Rahmen des Projekts „Aus bester Nachbarschaft“ nach lokal und nachhaltig produzierten Waren Ausschau hält, um sie in den Märkten zu etablieren. „Das Angebot der Lebenshilfe Werkstätten ist nicht nur von hoher Qualität, auch die Idee der Teilhabeförderung von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben möchten wir unterstützen!“ Mit drei Kaffeesorten und einem Erdbeer-Fruchtaufstrich, der wegen seinem unverwechselbaren Geschmack bei den Kunden bereits seit Jahren als Geheimtipp gilt, startet ab dem 22. Februar der Verkauf in insgesamt elf EDEKA-Märkten. „Unsere Mitarbeiter sind stolz auf das, was sie in den vergangenen Wochen mitentwickelt haben und sehr gespannt darauf, wie unsere Produkte hier vor Ort ankommen werden“, sagt Küchenchef Sebastian Erfurth.
Vielleicht entdeckt der ein oder andere Kaffeeliebhaber nicht nur sein neues Lieblingsprodukt, sondern bekommt Lust, auch einmal die Kaffeemanufaktur und das Museumscafé Samocca zu besuchen, wenn sich hoffentlich in naher Zukunft die Situation normalisiert, wünscht sich Dirk Voß.
Mehr Infos im Internet: samocca.lebenshilfe-heinsberg.de sowie www.aus-bester-nachbarschaft.de
Quelle: Lebenshilfe Heinsberg