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Gelsenkirchen (straßen.nrw)

Fachleute sprechen vom Knotenpunkt, wenn es darum geht, unterschiedliche Wege miteinander zu verbinden. Und damit an einem solchen Knotenpunkt, an dem sich zwei oder auch mehr Straßen kreuzen, nicht ein unentwirrbares Knäuel von Fahrzeugen entsteht, werden zum Beispiel Ampeln aufgestellt oder Kreisverkehre gebaut. Nur was ist besser? Anhalten und auf Grün warten oder gegen den Uhrzeigersinn kreiseln und an der „dritten Ausfahrt rechts ausfahren“, wie es die nette Stimme im Navi empfiehlt?

Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit – diese beiden Themen stehen im Fokus, wenn es um die Planung von Straßen geht. Und auch bei der Frage, ob ein Knotenpunkt als Kreisverkehr, mit einer Ampel oder als einfache Kreuzung geplant wird, sind diese beiden Aspekte relevant. Es liegt also nicht an persönlichen Vorlieben der Planer, wenn an einer Stelle ein Kreisverkehr gebaut wird und anderswo eine Ampel-Kreuzung. „Wir beeinflussen mit dieser Entscheidung zum Beispiel die Geschwindigkeit, die auf einer Strecke gefahren werden kann“, sagt Harald Bode, Verkehrssicherheits-Experte bei Straßen.NRW. Geht es auf einer Ortsumgehung darum, den Verkehr zügig von A nach B zu führen, sind Kreisverkehre tabu. „Diese Form des Knotenpunktes bremst den Verkehr eher aus“, erklärt Bode. Der Hauptstrom auf einer solchen Straße fährt mit der grünen Welle – wer hier kreuzen will, muss an der Ampel warten. Innerorts ist der Kreisel dagegen ein beliebtes Element, um den Verkehr zu beruhigen. Einfahren und Ausfahren, das geht nur mit angepasster Geschwindigkeit.

Verkehrsmengen entscheidend
Eine Standard-Lösung für das Thema Knotenpunkt gibt es nicht. Vielmehr müssen die Planer viele Faktoren in den Blick nehmen: Wie viel Verkehr ist auf den einzelnen Straßen unterwegs? Soll der Verkehr zügig in eine Richtung fließen oder soll er beruhigt werden? Und was ist mit Fußgängern und Radfahrern? Hier ist der Verkehrssicherheitsexperte beim Thema Kreisverkehr vorsichtig. „Sind an einer Stelle viele Radfahrer unterwegs oder ist zum Beispiel eine Schule in der Nähe, kann eine Ampelkreuzung mehr Sicherheit bieten“, so Bode.

Der Bau eines Kreisverkehrs beeinflusst nicht nur den Verkehrsfluss und die Sicherheit dort, wo der Verkehr über das Rund verteilt wird. „Ein Kreisverkehr sorgt für einen stetigeren Verkehrsfluss, eine Ampel lässt den Verkehr pulkweise fließen“, erklärt Harald Bode. Das heißt: Mit einem Kreisverkehr entstehen weniger Lücken im Verkehr, die zum Beispiel Verkehrsteilnehmer an einer nachfolgenden Einmündung auf die Straße zum Einbiegen nutzen können. „Wir nehmen auch Fußgänger in den Blick, die in einer Ortschaft die Straße queren, wenn wir vor dem Ort einen Kreisverkehr bauen.“

Höherer Platzbedarf
Wer einen Kreisel bauen will, braucht Platz. Meist mehr als für eine Kreuzung. Schließlich müssen alle Fahrzeuge ohne Probleme in das Rund einfahren können und dort auch wortwörtlich die Kurve kriegen. „Gerade lange LKW brauchen einen entsprechenden Radius, um den Kreisverkehr zu nutzen“, sagt Wolfgang Mattner, bei Straßen.NRW für planerische Grundsatzfragen zuständig. Zwischen 30 und 50 Meter Außendurchmesser hat ein normaler einspuriger Kreisverkehr, geht es auf zwei Spuren rund, ist schon ein Platzbedarf von mehr als 60 Metern nötig.

Kreisverkehr in der Ebene
Schwierig wird es, wenn die Planer in „bewegtem Gelände“ bauen müssen. Das heißt, wenn vor einem Kreisverkehr eine Steigung liegt oder das Bauwerk selbst geneigt wäre. „Bei einer Neigung könnten Fliehkräfte auftreten, die zu Unfällen führen würden“, sagt Harald Bode. Der Kreisverkehr, den die Planer in der Fachsprache „Kreisverkehrsplatz“ nennen – sollte also eben sein. Liegt der Kreisel in der Waage, die Zufahrt führt aber über eine Steigung, ist das Rondell für Verkehrsteilnehmer nur schwer einsehbar. Ein Sicherheitsproblem – also spricht in einem solchen Fall viel für eine Ampel. Gerade für den Schwerverkehr ist es zudem mit dem Anfahren am Hang schwierig, die Zeit, sich in den fließenden Verkehr einzufädeln, wäre zu kurz.

Kreisverkehr oder Kreuzung – das kann auch eine schnelle Entscheidung sein, wenn zum Beispiel eine Umleitungsstrecke für eine längerfristige Baumaßnahme eingerichtet werden muss. Um eine Ampelkreuzung für ein höheres Verkehrsaufkommen zu ertüchtigen, wurde in Siegen das Lichtsignal an der Kreuzung kurzerhand abgeschaltet und auf die Kreuzung eine Mittelinsel geklebt. In Wetter an der Ruhr klebt ebenfalls eine Mittelinsel auf dem Asphalt. Hier muss langfristig eine Brücke unter der ehemaligen Kreuzung neu gebaut werden. Bis es soweit ist, rollt der Verkehr um eine Blumeninsel.

Quelle:
Strassen NRW

By CUH