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Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit zu psychischer Gesundheit von Jungen und Mädchen

Düsseldorf, 3. Dezember 2019. Fast ein Viertel aller Schulkinder in Nordrhein-Westfalen zeigt psychische Auffälligkeiten. Und das in Städten wesentlich häufiger als auf dem Land. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit „Ängste und Depressionen bei Schulkindern“. Insgesamt leiden 2,1 Prozent aller Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren an einer diagnostizierten Depression, zwei Prozent unter einer Angststörung. Auffällig ist die regionale Verteilung: Bei Stadtkindern in NRW zwischen 15 und 17 Jahren werden Depressionen 25 Prozent öfter diagnostiziert als bei Gleichaltrigen auf dem Lande. Hochgerechnet sind insgesamt etwa 60.000 Schulkinder im bevölkerungsreichsten Bundesland von Ängsten oder Depressionen betroffen, Mädchen fast doppelt so häufig wie Jungen. Für die Versorgung depressiver Schulkinder gibt die DAK-Gesundheit in NRW im Jahr pro Kopf durchschnittlich 2.577 Euro bei Jungen und 3.081 Euro bei Mädchen mehr aus, als für seelisch gesunde Gleichaltrige.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Nordrhein-Westfalen umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus 2016 und 2017 nimmt insbesondere die seelische Gesundheit von Jungen und Mädchen in den Fokus. „Psychische Erkrankungen werden immer noch wie ein Tabu gesehen. Dagegen wollen wir angehen“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung in Nordrhein-Westfalen. „Wenn Kinder seelisch leiden bleibt dies oft unbemerkt und es dauert zu lange bevor sie eine passende Diagnose bekommen. Wir möchten hier alle sensibilisieren – die Familie, das Umfeld in der Schule oder im Sportverein. Es gilt hier nachhaltig zu helfen.“

Unterschiede zwischen Stadt und Land
In NRW leben 84 Prozent der DAK-versicherten Kinder in städtischen Gemeinden. Die Studie zeigt, dass Stadtkinder zwischen 15 und 17 häufiger eine diagnostizierte Depression haben, als Gleichaltrige vom Land (plus 25 Prozent). Vor allem leichte sowie schwere Episoden werden für Stadtkinder häufiger festgestellt. Für Stadtkinder existiert ein dichteres Angebotsnetz an niedergelassenen Fachärzten. Sie bekommen leichter Hilfe und damit auch eine passende Diagnose.

Ängste und Depressionen treten oft parallel auf
24 Prozent aller Jungen und Mädchen in Nordrhein-Westfalen sind von einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung betroffen. Vor allem jüngere Schulkinder fallen am häufigsten durch Entwicklungsstörungen auf, zu denen Sprach- und Sprechstörungen gehören. Auch Verhaltensstörungen, wie etwa ADHS sind verbreitet. Seltener, aber von hoher Relevanz für die Versorgung, sind affektive Störungen, zu denen auch die Depressionen gehören. Zwei Prozent aller DAK-versicherten Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren sind so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Depressionshäufigkeit 2017 in NRW um neun Prozent gestiegen. Mädchen leiden deutlich häufiger als Jungen. Mit einer diagnostizierten Angststörung kämpfen 2,5 Prozent aller Schulkinder. Hochgerechnet auf alle Kinder und Jugendlichen in NRW entspricht dies etwa 28.300 mit Angststörungen. Ängste und Depressionen treten oft parallel auf: Jeder sechste Junge in NRW mit einer diagnostizierten Depression hat parallel auch eine Angststörung. Bei den Mädchen ist es fast jedes vierte.
Depressionen und Angststörungen zählen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den schwerwiegendsten Leiden in der Gruppe der psychischen Erkrankungen. Depressionen sind gekennzeichnet durch Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Interessenverlust. Bei schweren depressiven Episoden haben die jungen Patienten Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aktivitäten fortzusetzen. Sie ziehen sich stark zurück, schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Bei Angststörungen ist der natürliche Angstmechanismus des Menschen aus den Fugen geraten. Die Betroffenen zeigen Reaktionen, die der jeweiligen Situation nicht angemessen sind und losgelöst von einer realen äußeren Gefährdung ablaufen.

Chronische Krankheiten steigern Risiko für Depressionen
Der Report zeigt erstmals auf Basis von Abrechnungsdaten, wie stark bestimmte Faktoren die Entwicklung eines Seelenleidens beeinflussen. So tragen Kinder mit einer chronischen körperlichen Erkrankung insbesondere im Jugendalter ein bis zu 4,5-fach erhöhtes Depressionsrisiko. Für eine Angststörung ist das Risiko bis zu 3-fach erhöht. Auch das familiäre Umfeld kann ein Faktor sein: Kinder seelisch kranker Eltern sind deutlich gefährdeter (3-fach), selbst eine depressive Störung zu entwickeln. Kinder suchtkranker Eltern sind ebenfalls signifikant häufiger betroffen (2,4-mal häufiger) als Gleichaltrige aus suchtfreien Elternhäusern.

Depressive Jugendliche häufig mehrmals im Krankenhaus
„Mit dem Kinder- und Jugendreport 2019 haben wir für NRW auch belastbare Analysen zur Versorgungssituation von Kindern mit psychischen Auffälligkeiten“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Studienautor. Depressive Schulkinder in NRW bekommen häufiger Arzneimittel und eine Krankenhauseinweisung. Jedes vierte Mädchen und etwa jeder sechste Junge im Alter zwischen 15 und 17 Jahren nimmt ein Antidepressivum ein. Der Anteil der Betroffenen mit Rezept liegt damit nur leicht über dem DAK-weiten Bundesdurchschnitt.

 

 

Um drei Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt ist in NRW auch der Anteil der Jungen und Mädchen mit einer Klinikeinweisung: 8,1 Prozent der Schulkinder mit einer diagnostizierten Depression wurde 2017 stationär behandelt, durchschnittlich für 36 Tage. Nach der Entlassung fehlt oft eine passende ambulante Nachsorge. In der Folge ist mehr als jedes fünfte dieser Kinder zwischen zehn und 17 Jahren innerhalb von zwei Jahren mehrfach stationär in Behandlung. „Wir haben offenkundige Versorgungslücken nach der Krankenhausentlassung, die wir dringend schließen müssen“, betont Klaus Overdiek. „Eine Rehospitalisierungsquote von 21 Prozent ist alarmierend!“

DAK-Gesundheit entwickelt neue Angebote
Die DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen startet das neue integrierte Versorgungsangebot „veo“, damit Betroffene nach einer Krankenhausentlassung besser aufgefangen werden. „veo“ ermöglicht depressiven Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung. Das Programm „veo“ ist einzigartig. Es hilft Kinder- und Jugendtherapeuten, Psychiatern sowie Haus- und Fachärzten dabei, die die ambulante Nachsorge zu optimieren. Weitere wichtige altersgruppenspezifische Beteiligte wie Beratungsstellen, Schulpsychologen und Jugendämter werden ebenfalls eingebunden. Das Ziel ist eine bessere Vernetzung und damit eine schnelle und unproblematische Hilfe für die betroffenen Kinder – ohne lange Wartezeiten und komplizierte Terminabsprachen.

Parallel intensiviert die DAK-Gesundheit ihre Aktivitäten im Bereich Stressprävention. Gemeinsam mit der Cleven-Stiftung hat sie mit fit4future Teens ein neues Präventionsprogramm zum Thema Stressprävention für weiterführende Schulen entwickelt. Außerdem bietet sie Kindern ab zwölf Jahren individuell an, ihre seelische Stärke mit einer neuen Software zu trainieren. „DAK Smart4me“ ist kostenfrei zugänglich und passwortgeschützt auf Smartphones und allen anderen Bildschirmgeräten nutzbar. Infos dazu gibt es unter: www.dak.de/smart4me

Der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für NRW untersucht umfassend die Behandlungsdaten der Jahre 2016 und 2017 von fast 141.000 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen. Die Analysen sind am renommierten Lehrstuhl für „Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement“ der Universität Bielefeld gelaufen.

By CUH

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